Geschichte des k.u.k.

Infanterie Regiment Nr. 73 "Württemberg"

Anton David

Anton David wurde am 22. Februar 1893 in Schrikowitz bei Tepl geboren und arbeitete als Zimmermann im Kloster Tepl. Anton David mit 15 Jahren Da er 1914 das 21. Lebensjahr vollendete, wurde er in Frühjahr gemustert und sollte zum 01. Oktober 1914 zum k.u.k. Infanterie Regiment 73 eingezogen werden. Doch der Kriegsausbruch im August 1914 änderte alles.
Die allgemeine Mobilisierung rief die folgenden Gruppen und Jahrgänge zu den Waffen:


Die Einberufung wurde mittels Plakaten und Austrommeln in den Städten und Dörfern bekanntgegeben und bedeutete für Anton David, dass er sich spätestens am Sonntag den 02. August 1914 beim Ergänzungsbezirkskommando des IR 73 in Eger zu melden hatte. An diesem Sonntag waren die meisten Geschäfte geöffnet, um den einrückenden Männern noch die Möglichkeit zum Einkaufen zugeben. Von den Bahnhöfen zogen Scharen zu den Kasernen, die oft nicht genug Platz für alle Freiwilligen hatten. Deshalb musste auf provisorische Truppenunterkünfte wie Schulen, Säle, Theater und Fabriken ausgewichen werden.
Anton David wurde ärztlich untersucht, ausgerüstet, eingekleidet und bewaffnet. Normalerweise wurde der k.u.k. Soldat am Anfang des Krieges mit dieser Ausrüstung ausgestattet:
1 Mantel, 1 Bluse, 1 Hose, 1 Kappe, 2 Paar Schuhe, 2 Garnituren Sommerwäsche (Winterwäsche), 1 Leibbinde, 1 Halsbinde, 2 Paar Socken, 2 Paar Fußlappen, 1 Decke mit Zeltüberzug, 1 Zeltblatt, 1 Kalbfelltornister (ab 1915 ein Rucksack) 1 Brotsack, 4 Patronentaschen mit 120 Schuss Munition, Zeltpflöcke, Feldspaten, 3 Fleischkonserven, Zwieback Ration, Kaffeekonserve , 1 Legitimationskapsel mit Blatt und 1 Feldflasche. Je nach Jahreszeit variierte diese Ausrüstung jedoch.

Zeichnung von H. Münzberg, Kämpfe in den Karpaten im Februar 1915 Danach erfolgte die Ausbildung; Exerzier-und Gefechtsausbildung, Schießausbildung und Unterrichtsstunden über Gefechtstaktik, Angriffsarten, Hornsignale, Bestimmungen des Standrechts und der Gebrauch des Verbandszeugs. Gleich nach der Ausbildung wurde Anton David zur 2. Kompanie des IR 73 an die Front geschickt.
An welchen Gefechten er bis zu seiner Gefangennahme teilnahm, ist heute leider nicht mehr nachvollziehbar, da sein Grundbuchblatt vernichtet wurde. Sicher ist jedoch, dass er bei dem Sturmangriff auf die "kleine Zolobina" in den Karpaten am 28. Februar 1915 mit 49 Kameraden in russische Gefangenschaft kam.

Es dauerte bis zum 16.09.1915, bis seine Gefangennahme in der Verlustliste Nr. 267 offiziell bekanntgegeben wird. Dort wird er als kriegsgefangen in Pensa / Russland aufgeführt.
Verlustliste Nr. 267


Über die Zeit seiner Gefangenschaft ist nichts bekannt. Vermutlich musste er wie andere Gefangene ( siehe Leo Lohwasser) bei Bauern in der Umgebung arbeiten oder ähnliche Arbeiten verrichten. Erst ab dem 28. April 1919 lässt sich sein Weg anhand von Unterlagen aus dem Militärarchiv in Prag weiter verfolgen. Am 28. April 1919 unterschrieb Anton David - noch immer in russischer Gefangenschaft - die Anerkennung der Tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft und gleichzeitig die Verpflichtung, in der tschechischen Legion zu dienen. Er wurde zur 5. Kompanie des 9. Infanterie Regiments eingeteilt.
Die tschechoslowakische Legion war ein fast paramilitärischer Milizverband, der von der neuen tschechischen Exilregierung und den Entente-Mächten unterstütz wurde. Diese Verbände wurden in Frankreich, Italien und in Russland aus Exil-Tschechen und Slowaken gebildet. Später hatten sie großen Zulauf von slawisch-stämmigen kriegsgefangenen k.u.k. Soldaten. Die Legion kämpfte in den Wirren der russischen Oktoberrevolution gegen die Rote Armee und auch gegen die Mittelmächte.

Unbekannte Kompanie 9. Regiment Was Anton David zu diesem Schritt bewogen hat, kann heute nur noch vermutet werden. Möglicherweise wurden böhmische k.u.k. Kriegsgefangene mit dem Versprechen der baldigen Heimkehr zum Eintritt in die tschechische Legion überredet. Die Anerkennung der tschechischen Staatsbürgerschaft war nur ein formaler Akt, da die Heimatgemeinde Schrikowitz bei Tepl auf dem Gebiet der neugegründeten Tschechoslowakischen Republik lag.

Schiff PROTESILAUSAm 08.06.1920 verließ der Großteil des 9. Regiments (vermutlich auch Anton David) auf dem Schiff "PROTESILAUS" den Hafen von Wladiwostok. Die Reise ging über den Pazifischen Ozean nach Vancouver in Kanada und von dort per Zug nach Valcartier bei Quebec. Valcartier bei Quebec In diesem Kanadischen Militärlager wurden die Legionäre in Zelten untergebracht, bis am 20.07.1920 die Weiterreise mit dem Schiff "MINNEKAHDA" von Halifax nach Cuxhaven in Deutschland erfolgte. Am 29.07.1920 erreichte das Schiff Deutschland und die Weiterreise ging per Zug über Lüneburg, Magdeburg, Erfurt, Nürnberg nach Pilsen und Prag, wo das Regiment am 04.08.1920 seine Reise beendete (hier die gesamte Reiseroute) . Was mag in Anton David vorgegangen sein - 4 Jahre russische Gefangenschaft, die Heimat nun ein fremder Staat. Einzelheiten seiner Rückkehr sind nicht überliefert.

Anton David, ca. 1940Aber es gelang ihm wohl wieder Fuß zu fassen. Er heiratet 1923 in Hermansdorf in Böhmen seine Liebe Aloisia Weis. Doch der nächste Schicksalsschlag ließ nicht lange auf sich warten, die ebenfalls 1923 erstgeboren Tochter starb nach nur wenigen Tagen. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Anton David 1944 als 51jähriger in einem Landesschützen-Ersatz-Bataillon bei den Kämpfen im Januar 1945 im Raum Modlin / Polen eingesetzt. Bei den Abwehrkämpfen gegen sowjetische Truppen fand er vermutlich in einem tief verschneiten Waldgebiet den Tod, seine Leiche wurde nie gefunden. 1958 wurde durch die Hinterbliebenen ein Todeserklärungsverfahren eingeleitet.